Die Klimakrise und ihre Wahrnehmung – Erfahrungen aus der Klimawoche

In der Woche vor dem vierten globalen Klimastreiktag am 29. November sollte man eigentlich meinen, dass das Thema Klimakrise deutlich mehr Beachtung finden würde. Tatsächlich ist es mir eher punktuell begegnet, doch von diesen Erfahrungen möchte ich kurz berichten:

Zum Film „Bikes vs. Cars“, den wir am Montag, 25. November,  im Grünen Büro gezeigt haben, habe ich bereits an anderer Stelle berichtet (s. hier). Die Mobilität auf Klimaneutralität umzustellen, ist eine der wirksamsten Maßnahmen, zumal sie sich bereits kleinteilig und vor Ort mit lokalen Ressourcen umsetzen ließe. Wahrscheinlich ist aber, dass wir im Verkehrssektor auf größere Veränderungsverweigerungen stoßen werden als in anderen Sektoren – dazu unten mehr.

Wissenschaft und Vernunft

Ab dem genannten Montag (25.11.) lief an der Hochschule Coburg, vor allem am Campus Design, die erste Public Climate School, veranstaltet von der studentischen Initiative Footprint zusammen mit Professoren, mit einem umfangreichen und hochwertigen Programm: Vorträge, Workshops, Mitmachaktionen – Hintergrundwissen, Lösungsansätze und Bewusstseinsbildung.

CO2-Bilanzen in Form von Holztürmen

Die Türme sind das Ergebnis des CO2-Checks, der zweimal während der Public Climate School stattfand. Sie stellen individuelle CO2-Bilanzen dar: Je höher, desto mehr CO2-Ausstoß. Schlechte Nachricht: auch der niedrigste Turm vorn rechts bedeutet immer noch mehr CO2 pro Jahr, als unser Klimasystem verkraftet.

Ich konnte am Vortrag von Prof. Dr. em. Thomas Foken am Mittwoch (27.11.) teilnehmen, der bereits mit dem Vortragstitel deutlich machte: „Der Klimawandel ist bei uns angekommen“. Dies belegte er mit Forschungsergebnissen und anschaulichen Diagrammen und zeigte die meteorologischen Folgen der Erderwärmung auf: mehr dynamische Wetterlagen, d.h. mehr Stürme, Starkregen und Unwetter, aber auch mehr Wetterblockaden, weil sich die globale Luftzirkulation verändert und teilweise zum Stillstand kommt. Veränderungen im Niederschlag und der Lufttemperatur wirken sich auf die Vegetationszeiten und -regionen aus. Kurz gesagt: Die Veränderungen sind dramatisch und absehbar – wir könnten sie aber noch abmildern.

Dass das Thema Klimakrise an der Hochschule ankommt, ist wichtig, denn hier werden die Akteur*innen von morgen ausgebildet, die ein anderes Wirtschaften umsetzen müssten – aber nur, wenn sie dieses als Anforderung begreifen und als ihre Aufgabe sehen. Die Hochschule hat sich zum Ziel gesetzt, die Studierenden für ein gesellschaftlich verantwortliches Handeln zu sensibilisieren, und dazu gehören aktuell mit Sicherheit Fragen des Klima- und Umweltschutzes. Ein erster Aufschlag also, dem aber weitere folgen müssen.

Wirtschaft und Ernüchterung

Bei einer Veranstaltung der Vereinigung der Bayerischen Wirtschaft (vbw) zum Thema „30 Jahre Mauerfall“  steht die Klimakrise naturgemäß nicht im Zentrum der Aufmerksamkeit. Beleuchtet wurde am Donnerstag, 28. November, vielmehr die wirtschaftliche Entwicklung in der Grenzregion Bayern-Thüringen, nach einhelliger Meinung eine Erfolgsgeschichte, auch wenn es schwierige Phasen gegeben hat.

Der Blick in die Zukunft dagegen stellt sich nicht so verheißungsvoll dar, denn: Aktuell werde das Auto kaputt geredet und dem Verbrennungsmotor die Perspektive genommen, obwohl man auf ihn nicht verzichten könne. Die Industrie benötige in jedem Fall mehr Zeit zur Umstellung.

Nun ist aktuell nicht einmal ein Datum beschlossen, zu dem Autos mit Verbrennungsmotoren nicht mehr zugelassen werden dürfen, weshalb ein mehr an Zeit eher diffus ist. Angesichts der Erkenntnisse der Klimaforschung (s. oben) steht für mich aber die Notwendigkeit einer Umstellung unserer Mobilität außer Frage. Fortschritt entsteht da, wo wir über die klimaneutrale Mobilität der Zukunft nachdenken, anstatt Konzepte der Vergangenheit zu verteidigen. Ich wünsche mir daher, dass ein Unternehmensverband seine Mitgliedsunternehmen bei der Transformation unterstützt und ermutigt und keine Illusionen erzeugt, dass sich aktuelle Geschäftsmodelle auch in Zukunft durchsetzen können.

Emotion und Aufbruch

Am Freitag, 29. November, schließlich der globale Klimastreiktag, Treffpunkt um 12 Uhr am Alexandrinum. Auf dem Demozug zum Albertsplatz schlossen sich immer wieder Menschen und Gruppen an, große Beachtung schenkten uns auch Schüler*innen in den umliegenden Klassenzimmern, die nicht teilnehmen konnten oder wollten.

In Sprechchören und Demoreden war spürbar, dass hier Menschen zusammen kommen, die eine Veränderung wollen und von der Politik konkretes und schnelles Handeln einfordern. Viele nutzen schon die Möglichkeiten, die man als Einzelne*r hat, verzichten auf Auto- und Flugverkehr, leben vegetarisch und kaufen regional ein. Dass dies wichtig ist, wissen sie – aber auch, dass das nicht ausreicht, um die Welt zu retten: Nicht immer ist gibt es korrekte Produkte für nachhaltigen Konsum, nicht überall ist Mobilität autofrei möglich, etc.

Der wirtschaftliche Wettbewerb wird dies nicht richten, denn er ist nicht auf ethisches Handeln angelegt, sondern auf Kostenreduktion. Deshalb brauchen wir politische Rahmensetzungen, welche die Entwicklung lenken und steuern können. Dies gilt es immer wieder einzufordern und zu zeigen, dass ein großer Teil der Gesellschaft bereit zum Aufbruch ist. Als OB-Kandidatin für Coburg sehe ich  die Umsetzung kommunal möglicher Klimamaßnahmen, wie sie zum Beispiel im Integrierten Klimaschutzkonzept vorgesehen sind, als prioritär.