Verkehr vom Fahrrad her denken – Wunsch und Realität

Mobilität ist aktuell wesentlich vom Auto her gedacht, auch innerhalb von Städten. Nicht zufällig verzeichnet auch der Verkehrssektor in Coburg gegenüber 1990 steigende CO2-Emissionen (dabei ist doch die Halbierung des Ausstoßes erklärtes Ziel).

Der Umstieg auf klimafreundliche Verkehrsmittel wie das Fahrrad wäre eine Möglichkeit, Coburg klimagerechter zu gestalten. Doch dafür müssten die Rahmenbedingungen stimmen, z.B. eine sichere und durchgängige Radwegeinfrastruktur und entsprechende Fahrradabstellplätze.

Mit zwei Veranstaltungen haben wir Coburger Grünen dieses Thema aufgegriffen und uns mit Problemen und ihren Lösungen beschäftigt:

Am 19. November war Markus Büchler, MdL und Sprecher für Mobilität der Grünen im Bayerischen Landtag im Grünen Büro und zeigte in seinem Vortrag „Copenhagenize! Das Fahrrad als Motor der Verkehrswende“ notwendige (erste) Schritte zur Verbesserung der Fahrradinfrastruktur auf. Warum Schutzstreifen oft nicht schützen, sondern gefährden, warum auch Fahrradstraßen manchmal keine Lösung sind, veranschaulichte er an Beispielen aus München und anderen Städten.

Es bleibt viel zu tun, denn das Fahrrad ist nicht nur ein Motor der Verkehrswende, d.h. es kann wesentlich dazu beitragen, Verkehrsemissionen zu senken. Es ist auch ein Verkehrsmittel für alle – (fast) unabhängig vom Geldbeutel und vom Alter. Die einseitige Bevorzugung des motorisierten Individualverkehrs schließt letztlich einen großen Anteil auch der Coburger Bevölkerung aus.

Dabei würden ca. 60 % der Menschen mehr mit dem Fahrrad fahren, wenn die Bedingungen dafür besser wären. Dieses Potenzial sollten wir in Coburg erschließen.

Am 25. November wurde, ebenfalls im Grünen Büro, der Film „Bikes vs. Cars“ gezeigt, der die etwas weniger optimistische Realität vor allem in Großstädten rund um den Globus darstellt: Da werden in Toronto Radwege entfernt, weil sie den Autoverkehr behindern. In Sao Paolo kämpfen Radfahrer*innen mühsam darum, überhaupt als Verkehrsteilnehmer*innen wahrgenommen zu werden (gute Nachricht: Am Ende werden 400 Kilometer Radwege gebaut). Los Angeles erstickt in Stau und Luftverschmutzung, trotzdem wird der Verkehr einseitig auf Pkw ausgerichtet.

In Coburg sind wir von diesen Verhältnissen weit entfernt, doch auch hier erleben sich Autofahrer*innen und Radler*innen im Straßenverkehr häufig als Konkurrent*innen um den verfügbaren Platz. Dies führt auf beiden Seiten zu unvernünftigem Verhalten und zu Risiken für Radfahrer*innen. Gelingen kann die Verkehrswende nur im Miteinander und als gleichberechtigte Partner*innen im Straßenverkehr. Wo Radwege fehlen und Radfahrer*innen nur als Störfaktoren vorkommen, ist dieses jedoch weit entfernt.

Was der Film eindrücklich zeigte: Wie Infrastrukturen gestaltet sind, so gestaltet sich dann auch der Verkehr. Deshalb müssen sich Infrastrukturen verändern, wenn sich im Verkehr etwas ändern soll.